Werbung. Der Held ist fast ein Meenzer Bub. Er wurde zwar nicht in Mainz geboren, hat aber einige Jahre seiner Kindheit in der Domstadt verbracht. Den rheinhessischen Dialekt hat er dabei nicht so richtig eingeatmet. Kennengelernt habe wir uns im Rheinland, wo wir auch viele Jahre gelebt haben. Wie verfallen also heute eher mal in den rheinischen Singsang, als dass wir WWW mit Weck, Worscht und Woi (Brötchen, Wurst und Wein) übersetzen. Vor einigen Jahren hat es uns dann nach Hessen verschlagen. (Von Mainz aus gesehen natürlich genau an die falsche Rheinseite).
In Wiesbaden haben wir unser Höfchen gefunden und schätzen es sehr, so nah am größten Weinbaugebiet Deutschlands zu wohnen. Hier können wir die Winzer direkt besuchen, die Weine vor Ort probieren und einkaufen. Wir genießen die schöne Landschaft, die gute Küche und die netten Menschen, die hier leben. Solange sie nicht tiefstes rhoihessisch sprechen und wir sie dann als Auswerrdische nicht mehr verstehen können. Das gibt sich allerdings meist nach zwei Glas Wein. Rheinhessen ist eine quirlige Region. Junge Winzer streben auf, wollen den Spaß am Wein vermitteln und am liebsten Lebensfreude in Flaschen füllen. So dürfen wir als Blogger auch immer mal wieder an schönen Aktionen teilnehmen, die den Rheinhessischen Wein bekannter machen sollen. Im letzten Jahr gab es zum Beispiel die Aktion WTF is Spundekäs, für die wir unseren Beitrag Der Held und das Urmeer geschrieben haben.
Dieses Jahr heißt es Tapas lernen Rheinhessisch. 12 Blogger haben eine Kiste mit regionalen Lebensmitteln und drei Flaschen Wein zugesendet bekommen. Aus mindestens drei der gestellten Produkte und mindestens zwei der Weine soll man zwei Tapas kreieren und das passende Wein-Tapa-Pairing vorstellen. Weitere Zuaten dürfen dabei hinzugenommen werden. Eine Expertenjury rund um den Mainzer Sternekoch Philipp Stein sowie Vertretern von Rheinhessenwein und Gourmet Connection, wählt in einer exklusiven Jury-Sitzung die spannendsten, kreativsten, ansprechendsten und natürlich rheinhessischsten Pairings anhand folgender Kriterien aus: Idee und Kreativität, inhaltliche und optische Umsetzung, Machbarkeit und Nachkochbarkeit sowie inhaltliche und optische Integration des Weines. Der Hauptpreis ist ein Jahresvorrat Rheinhessenwein, der aus insgesamt 180 Flaschen Wein besteht. Welcher Gewinn könnte wohl besser ins Höfchen passen als dieser?
Der Held hat sich also in seine Kischescherz geworfen, auf seine rhoihessischen Wurzeln besinnt und hat sich die folgenden Tapas ausgedacht. Es gibt
Grumbeerbällscher mid Rourebetecreme,
Bohnemus mid Grumbeer- unn Rourebetelocke
unn den Rhoihessische Worschtbörger
Grumbeerbällscher mid Rourebetecreme
(10 Portionen)
Für die Rourebetecreme
- 350 g Rote Bete, geputzt und gewaschen
- 3 EL sehr guten und konzentrierten dunklen Balsamico
- 1 bis 2 EL Honig
- 120 ml sehr gutes Rapsöl
- Meersalz und frisch gemahlenen schwarzen Pfeffer
Für die Grumbeerbällscher
- 1 kg mehligkochende Kartoffeln
- 100 g Butter, in kleine Stücke zerteilt
- 75 g „Mainzer“ (Harzer Käse), gerieben
- 6 Stängel Majoran, Blätter abgezupft und klein gehackt (davon zwei Stängel zum Garnieren)
- 50 g Pinienkerne, in einer beschichteten Pfanne ohne Öl leicht geröstet und grob gehackt
- 3 Eier, Eigelb und Eiweiß getrennt
- 50 g Panko- oder Paniermehl
- 1 Prise Muskatnuss
- Meersalz
- Öl zum Frittieren bzw. Ausbacken
Die Roten Bete in Salzwasser etwa 50 Minuten kochen bis sie weich sind. Das Wasser abgießen, die Bete etwas auskühlen lassen und die Haut abziehen. Die Roten Bete nun mit dem Balsamico, dem Honig und dem Öl mit dem Pürierstab oder in einem Blender zu einer Creme verarbeiten. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Rote-Bete-Creme sollte eine leichte, nicht vordergründige und herbe Süße haben, die mit dem erdigen Geschmack der Bete harmoniert und sich hervorragend mit dem ausgewählten Rotwein paart.
Während die Roten Bete kochen, schon mal die Kartoffeln waschen, schälen, in einen Kochtopf geben und mit Wasser bedecken. Das Wasser zum Kochen bringen, salzen und die Kartoffeln etwa 20 Minuten weich garen, abgießen und abkühlen lassen. Die Kartoffeln nun mit dem Kartoffelstampfer zerdrücken und die Butterstückchen unterrühren. Den geriebenen Harzer Käse, die Pinienkerne und die klein gehackten Blätter von 4 Stängeln Majoran unterheben. Mit Salz und Muskatnuss würzen und kräftig abschmecken. Die Eigelbe unterrühren, sodass eine schlotzige Kartoffelcreme entsteht. Aus der Masse mit zwei Löffeln walnussgroße Bällchen formen und beiseite legen. Die Eiweiße mit einer Gabel miteinander verrühren und in einen tiefen Teller geben, das Paniermehl auf einem großen Teller verteilen. Nun die Bällchen zuerst durch das Eiweiß ziehen und dann im Paniermehl wälzen. Die Bällchen in einer Fritteuse oder einer Pfanne mit Pflanzennöl bei ca. 190° in 3 bis 4 Minuten goldbraun ausbacken. Gemeinsam mit der Rote-Bete-Creme portionsweise auf kleinen Tellern anrichten, mit dem restlichen Majoran bestreuen und dem passenden Wein genießen. Wir haben dazu den 2015er Niersteiner Spätburgunder vom Weingut Georg Gustav Huff, Nierstein genossen.
Bohnemus mid Grumbeer- unn Rourebetelocke
(8 Portionen)
- 400 g breite Bohnen
- 2 bis 3 Schalotten, geschält und fein gewürfelt
- 1 Knoblauchzehe, geschält und fein gewürfelt
- Saft einer halben Limette
- 1 Estragonzweig, Blätter abgezupft und klein gehackt
- 3 kleine Rote-Bete-Knollen, geputzt und gewaschen
- 6 vorwiegend festkochende Kartoffeln, geputzt und gewaschen
- 1 EL roter Pfeffer, grob zerstoßen
- Meersalz
- 3 EL Rapsöl
- Öl zum Frittieren
Ein EL Öl in einer Pfanne erhitzen und darin die Schalotte und den Knoblauch 3 bis 4 Minuten anschwitzen, den Limettensaft hinzufügen und leicht einkochen lassen, beiseite stellen. Parallel dazu in einem großen Topf Wasser zum Kochen bringen und salzen. Die Bohnen in dem kochenden Wasser etwa 5 Minuten blanchieren bis sie weich sind, dann in eiskaltem Wasser abschrecken und abtropfen lassen. Die blanchierten Bohnen mit dem Estragon sowie der Knoblauch-Schalottenmischung und 2 EL Rapsöl mit dem Pürierstab oder in einem Blender zu einem Mus verarbeiten. Mit Salz würzen und abschmecken.
Die Kartoffeln und Rote Bete mit einem Spiralschneider zu Locken schneiden und in einer Fritteuse oder einer hohen Pfanne mit reichlich Pflanzenöl bei ca. 190°etwa 5 Minuten knackig bzw. chipsartig ausbacken und leicht salzen. Die Kartoffel- und Rote-Bete-Locken gemeinsam mit dem Bohnenmus portionsweise auf kleinen Tellern anrichten, mit dem roten Pfeffer bestreuen und dem passenden Wein genießen. Hier haben wir uns für den Portugieser & Dornfelder von Bernhard entschieden, der mit seiner Frucht und milden Süße sehr gut mit dem Estragon harmoniert und die Aromen der Roten Bete aufgreift. 2017er 71/95 Portugieser & Dornfelder, Weingut Bernhard, Wolfsheim.
Rhoihessischer Worschtbörger
(12 Portionen)
- 250 g Fleischwurst, in kleine unregelmäßige Streifen geschnitten
- 18 Stangen grüner Spargel
- 6 Frühlingszwiebeln
- 6 kleine Burgerbuns
- 2 Kästchen rote und grüne Kresse
- 4 EL Rapsöl
- 1 bis 2 TL Paprika de la Vera
- Meersalz und frisch gemahlenen schwarzen Pfeffer
- Grüne Soße
Wasser in einem großen Topf aufkochen und salzen. Die holzigen Enden des grünen Spargels entfernen und alle Stangen auf eine Größe kürzen. Sofern notwendig, das letzte Drittel des Spargels schälen. Die Frühlingszwiebeln säubern und auf die gleiche Länge wie den Spargel kürzen. Den Spargel im kochendem Salzwasser für etwa 5 Minuten blanchieren, sodass er noch deutlich biss hat. Dann in eiskaltem Wasser abschrecken und abtropfen lassen. Das Gleiche mit den Frühlingszwiebeln machen, allerdings nur für eine Minute in das kochende Salzwasser geben, dann abschrecken und abtropfen lassen. Beides beiseite stellen.
In einer Grillpfanne zwei EL Rapsöl erhitzen und den Spargel sowie die Frühlingszwiebeln darin – ggfs. hintereinander – scharf anbraten, salzen, pfeffern und beiseite stellen. Nun in einer weiteren Pfanne ebenfalls 2 EL Rapsöl erhitzen und die Fleischwurststreifen leicht anbraten und am Schluss mit Paprika de la Vera würzen, sodass die Wurst ein rauchiges Aroma erhält.
Die Buns aufschneiden, großzügig mit der grünen Soße bestreichen, jeweils mit drei Spargelstangen und einer Frühlingszwiebel sowie einer kräftigen Portion geräucherter Fleischwurststreifen belegen. Mit der Kresse bestreuen, zuklappen, vierteln und mit dem richtigen Wein genießen. Wir haben uns hier für den Silvaner entschieden, der perfekt zu Spargel und den grasigen Aromen der Kresse passt und außerdem mit dem Raucharoma der Wurst gut harmoniert. 2017er Silvaner, Weingut Posthof Doll & Goeth, Stadecken-Elsheim
Nach Verzehr dieser herrlichen Tapas fühlen wir uns gleich noch ein bisschen heimischer und haben beschlossen im Herbst mal wieder ein wenig mehr von unserem schönen Umfeld zu erkunden. Lesen hier vielleicht auch Winzer mit? Hätte jemand Lust auf unseren Besuch? Schreibt doch mal. Wir schauen uns gerne bei euch um und berichten dann hier für alle anderen, die es nicht so nah zu euch haben.
Wer jetzt neugierig auf die Ideen der anderen Blogger ist, der kann sehr gerne mal eine kleine Besuchsrunde bei den Kollegen machen. Ich verlinke euch die Tapas-Artikel hier:
Comments (6)
Sehr lecker sieht das aus, bei den 610 Portionen musste ich lachen wollt ihr ein Restaurant eröffnen? Vermutlich ein Tippfehler, oder? Ich würde die Tapas sofort bestellen!
Hahaa, Danke, liebe Bärbel. 610 sollten es natürlich nicht sein. Bei uns sowieso nicht, wir haben es nicht so mit Miniportiönchen. 🙂 Habs korrigiert. Liebe Grüße von Sabine
Meinen herzlichen Glückwunsch zum verdienten Gesamtsieg, Euch beiden Helden! Da muss wohl viel geprostet werden die nächste Zeit! 🙂
Vielen herzlichen Dank, wir haben uns riesig gefreut <3 Und sind schon sehr gespannt auf all die leckeren Rheinhessentropfen 🙂 Prosten können wir gut.
Ach wie herrlich!!! Ich würde auch gern einmal alles zum bei-euch-essen nehmen und proste euch zu zum wohlverdienten Sieg!! Das habt ihr ganz phantastisch umgesetzt!!!!
Ach du liebe Lou, danke schön für deinen lieben Kommentar. Und ihr seid jederzeit herzlich willkommen. Kühlschrank ist eh immer voll. Und der Weinkeller jetzt auch 🙂