Rheinhessen genießen.

Werbung. Wenn die Tage kürzer, die Nächte kühler und die Blätter bunter werden, wird die Ernte eingefahren und die Arbeit eines ganzen Jahres kommt auf den Teller und ins Glas. In Rheinhessen feiert man diese besondere Zeit traditionell mit der beliebten Genussaktion „Rheinhessen genießen“. Vom 23. September bis zum 6. November servieren 24 Top-Gastronomen speziell komponierte Gerichte, in denen sie Zutaten von regionalen Erzeugern einbinden und dazu passende rheinhessiche Weine empfehlen.

Ich durfte auf Einladung von Rheinhessenwein schon einmal ein paar Stationen testen. Gemeinsam mit meinen lieben KollegInnen Christie Dietz von A sausage has two, Katja von Stilettos and sprouts und Michael von Salzig, Süß und Lecker wurde ich wie immer perfekt organisert von Gourmet Connection durch das größte Weinbaugebiet Deutschlands chauffiert.

In Rheinhessen sind WinzerInnen aus Leidenschaft am Werk. Immer mehr Frauen übernehmen das Ruder in Familienbetrieben, die Nachwuchsgeneration ist vernetzt, dynamisch und denkt nicht mehr in alten Mustern. Sie sorgt für frischen Wind und stellt sich den Herausforderungen unserer Zeit. Klimawandel, Personalmangel, Schädlinge, um nur drei zu nennen.

Treffpunkt war das Favorite Parkhotel in Mainz, in das wir am späten Abend nach unserer Dinner-Safari zu einem köstlichen Dessert zurückkehren und in luxuriöse Betten sinken konnten um am nächsten Morgen ein ganz herrliches Frühstück genießen zu können. Aber ich greife vor …

Zunächst wurden wir von Alexandra Wollesen von Rheinhessenwein herzlich und schwungvoll in der Lobby empfangen. Begleitet von ihrer Kollegin Sonja Ostermayer führte Alexandra uns mit Leidenschaft, Humor und detailliertem Fachwissen durch die Tour. Immer den Zeitplan im Griff und auf jeder Station ein paar liebevolle Hintergrundinfos im Ärmel.

 

Unsere erste Station war Jordans Untermühle, wo wir nach einem Glas frischen Winzersekt rosa gegarten Rehrücken im Kräuterschinkenmantel an zweierlei Artischocke mit Walnusskroketten und Cassis-Jus genießen durften. Begleitet von einem 2018er Pino Barique trocken vom Sternenfelserhof, Weingut Kopp in Nierstein. Perfekt zubereitet und wunderbar harmonisch. Familie Jordan bietet seinen Gästen nicht nur vom Michelin Guide empfohlene gehobene Landhausküche, eine hauseigene Vinothek gefüllt mit den besten Tropfen sondern auch das „Herz & Rebe“ SPA sowie ein vielfältiges Wellness-, Yoga- und Beautyangebot, auch als Day Spa zu genießen..

Weiter ging die Fahrt zum Roten Hang. Eines der bedeutendsten Terroirs für Wein weltweit. Entstanden vor 280 Millionen Jahren, prägt die rote, weil sehr eisenhaltige, Erde die etwa 5 km lange Formation. Jeder Weinberg am Roten Hang hat sein eigenes Mikroklima. In den Steillagen wachsen vor allem Riesling-Reben. Theo Gehring, Weingut Gehring und Franziska Gröhl, Weingut Gröhl warteten schon auf uns und hatten eisgekühlte Weinflaschen im Gepäck. Spannend fand ich den „Gelben Orléans“ von Gehring, eine Traube, die man schon vor 200 Jahren anbaute, die fast in Vergessenheit geriet, den herausfordernden Klimaveränderungen aber hervorragend standhält. Mineralisch, herb, fast ein bisschen salzig und mit niedrigem Alkoholgehalt. Der perfekte Sommerwein. Das Weingut Gehring bietet neben Ferienwohnungen auch einen Wohnmobilstellplatz und viele abwechslungsreiche Events.

Von Gröhl hat mir besonders der Kabinett gefallen. Oder Kabi, wie man jetzt sagt. Franziska und ihr Bruder Johannes sind nun schon die 13te Generation der Familie, die sich leidenschaftlich dem Weinbau widmet. Die wilde 13. Die gemeinsam mit ihren Eltern diskutiert und ausprobiert. Wer beim Ausbau des jeweiligen Weines das letzte Wort hatte, verrät das Rücketikett.

Zeit für einen weiteren Snack. Wir brechen auf und besuchen die Metzgerei Lumb. Eine der wenigen Metzgereien, die noch selber schlachten. Die Lumbs wollens besser machen. Sie stehen dafür ein, dass es mehr frisches Fleisch von Hoftieren, ganz ohne Antibiotika und unter Berücksichtigung einer nachhaltigen Landwirtschaft, geben sollte. Regionaler Bezug der Tiere, kurze Transportwege und Herstellung von Fleisch- und Wurstwaren nahezu vollständig aus eigener Hand runden die Philosophie der Lumbs ab.

Es gab schon lange nichts mehr zu essen … also Start in die Dinner-Safari mit einer Vorspeise im Weedenhof. Zum Reinknien das gelbe Bete Carpaccio mit gebackenem Ziegenkäse und Kürbispesto. Vorzüglich begleitet von einem 2021er Weißburgunder Kabinett vom Weingut Schick in Jugendheim. Ich mag den erdigen Geschmack der Bete sehr. Wir essen dieses Carpaccio häufig roh, ganz hauchdünn gehobelt. Aber so zubereitet wie im Weedenhof, weich gekocht und mollig ist es perfekt für die kalte Jahreszeit. Einfach Soulfood.

Weiter gehts für den Hauptgang ins Laurenz nach Mainz. Ich liebe diese Weinbar. Eine riesige Weinauswahl, sehr feine, köstliche Speisen. Immer eine Herausforderung hier einen Platz zu ergattern. Selbst im Sommer, wenn die Platzauswahl durch die Terrasse ein bisschen umfangreicher ist. Den Gastraum im Keller kannte ich noch gar nicht. Hier waren wir unter uns und durften einen köstlichen Rehrücken mit Sellerie, Steinpilzen, Holunder und Pastinakenpuree genießen. Begleitet von einem 2019er Spätburgunder trocken vom Weingut Gutzler in Gundheim.

Wenn nicht noch ein köstliches Dessert im Favorite Restaurant auf uns gewartet hätte, hier hätten wir einfach noch herrlich versacken können. Aber auf in den Kleinbus und hinein in das mit einem Michelin-Stern und drei Hauben vom Gault-Millau ausgezeichnete Restaurant. Der köstliche 2021er Riesling Kabinett feinherb vom Weingut Gehring gibt uns nochmal Schwung und wir genießen ein wunderschön angerichtetes und einfach köstliches Dessert aus Ziegenfrischkäse, Honig, pochierten Birnen, Walnusscreme, Honigwabe und Ziegenkäse-Honig-Eis.

Und zur Krönung gab es außerdem noch hausgemachte Pralinen. Einfach himmlisch.

Beseelt von so vielen Eindrücken, Geschmackserlebnissen und der Unterhaltung mit dieser tollen Truppe sinke ich in ein perfektes Bett, in einem herrlichem Zimmer, mit Blick in den Park. Aufgewacht ganz ohne Hunger, seltsam…. Aber dieses Frühstück durfte man ja auch nicht verpassen. Frische, duftende Croissants, köstliches Brot, feiner Käse, Lachs….. so kann der Tag beginnen.

Auch der Chauffeurservice ist wieder am Start und bringt uns zum Weingut Gutzler. Erstmal ein Glas herrlichen Winzersekt. Lieb ich. Michael Gutzler führt uns durch das Weingut. Ein Mann, der mit absoluter Hingabe seine Weine kreiert, nichts als selbstverständlich ansieht und in jedem Detail nach Verbesserungen sucht. Beeindruckend ist der Gewölbekeller der aus alten, per Hand aufbereiteten Ziegeln gebaut ist und durch den offenen Boden für die perfekten klimatischen Bedingungen sorgt. Spitzenweine enstehen nicht durch Zufall…

Unser nächstes Ziel bringt uns zur Familie Reiher, die noch ganz am Anfang der Entwicklung ihres Market Gardens stehen. Angefangen hat alles damit, dass sich Ramona krankheitsbedingt immer mehr mit gesunder Ernährung beschäftigte. Sie wünschte sich Hochbeete um Gemüse und Salate anzubauen. Ihr Mann unterstütze sie. Die beiden beschäftigten sich mit dem richtigen Saatgut, der natürlichen Bekämpfung von Schädlingen, lasen sich ein, tauschten sich aus, bildeten sich weiter. Und wurden zu Experten. Auf den ca. 1000 Quadratmetern, die sie nun auf einem Plateau mitten in den Weinbergen bewirtschaften, wachsen Gemüse, Salate, Blumen, die sie an Gastronomen und in Abokisten auch an Endverbraucher verkaufen. Das Plateau hat sich als idealer Standort erwiesen. Die Winzer mochten dieses Stück Land nicht, da sich durch das Plateau immer zuviel Wasser sammelte. Für den Anbau des Gemüses ist es ideal und hat während des heißen und trockenen Sommers dafür gesorgt, dass nur sehr selten gewässert werden musste.

Market Garden oder Marktgärtnereien existieren schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts und bezeichnen kompakte Gärten, die auf kleinster Fläche mit einfachen Techniken und hoher Flächeneffizienz Gemüse produzieren. Auf den Einsatz von schweren Maschinen wird verzichtet. Dadurch sind deutlich dichtere Pflanzabstände und Aussaatdichten möglich und höhere Bestandsdichten führen zu einem Mulcheffekt durch die Kulturpflanzen und so zu einer verbesserten Bodenbedeckung und Verdunkelung. Die Begeisterung von Ramona und Axel Reiher übertrug sich sofort auf alle. Am liebsten hätten wir gleich in der Erde gebuddelt und weiter die knackigen Möhrchen probiert und den Erzählungen gelauscht. Aber es begann zu regnen.

Also husch in den Kleinbus und auf zu einem köstlichen Mittagessen. Das Frühstück ist schließlich schon eine Weile her. Unsere letzte Station ist das mayers art Restaurant. Küchenchef Klaus Mayer hat eine klassische Ausbildung nach der Art der französischen Küche genossen und sein Handwerk in namhaften Sternerestaurants verfeinert. Er wartet mit einem herrlichen Gericht auf uns, das perfekt in die herbstliche Abschiedsstimmung passt. Filetspitzen vom Wildschwein mit gepfeffertem Kartoffelpüree und marinierter roter Bete. Begleitet von einem 2018er Lifeblood Dornfelder trocken vom Weingut Klosterhof in Flonhof.

Was soll ich sagen? Der Weg zurück zu unserem Ausgangspunkt war still. Nicht nur statte, müde Stille. Sondern zufriedene, erfüllte und ein bisschen wehmütige Stille. Von mir aus wäre ich auch einfach noch eine Woche durch das schöne Rheinhessen gefahren. Hätte gerne noch mehr tolle Menschen getroffen, spannende Geschichten gehört, und echte Macher bewundert. Mich gefreut, dass sich an so vielen kleinen Ecken doch so viel bewegt. Dass es kleine Lösungen gibt, die Großes bewirken können, wenn viele mitmachen.

Vielleicht möchtest du auch mal all die tollen Rheinhessen kennenlernen? Dich durch die köstlichen Gerichte schlemmen, die perfekt abgestimmten Weine dazu genießen? Dann schau doch mal unter rheinhessen-geniessen, welches Gericht dich besonders anmachen würde. Oder am besten mach gleich mal eine kleine Rundreise.

Ich danke rheinhessenwein und gourmet connection für die Einladung und perfekte Organisation. Es war mir eine ganz große Freude dabei sein zu können.

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