Vor gar nicht langer Zeit haben wir an einer kulinarischen Stadtführung in Wiesbaden teilgenommen und sehr gestaunt, was wir in den immerhin schon fast fünf Jahren, die wir jetzt in Wiesbaden wohnen, noch gar nicht kannten. Über zwei wirklich nette Lädchen habe ich euch ja schon berichtet. Ganz besonders fasziniert war ich aber von einer echten Wiesbadener Institution, der Chocolateria Kunder auf der eleganten Wilhelmstraße. Ein kleines bisschen zurückgesetzt in alte Zeiten wird man schon beim Betreten des Ladens. Die Waren sind überaus ordentlich in die vielen Regale sortiert, die Cellophanbeutelchen sind mit perfekt sitzenden Schleifen versehen und die netten Damen hinter dem Verkaufstresen tragen gestärkte weiße Rüschenschürzen und geben charmant Auskunft über all die Pralinen, Macarons und feinen Confiserie-Spezialitäten. Der Leiterin Frau Schön merkt man an, dass sie nicht einfach nur Schokolade verkauft, sondern eine tiefe Verbundenheit zu ihrem Beruf und dem traditionsreichen Familienunternehmen hat. Das liebe ich so, wenn jemand mit Herz und Leidenschaft dabei ist und so war ich sehr neugierig und wollte mehr erfahren. Wie macht man eigentlich Pralinen? Gibt es da kleine Fabriken? Was arbeiten dort für Menschen?
Ich schrieb also den Geschäftsführer Jürgen Brand an und er war so nett, mich in die Produktion einzuladen. Der Betriebsleiter Rainer Konrad hat sich an zwei Tagen die Zeit genommen, mir zu zeigen, wie eine Praline entsteht. Jede Menge Handarbeit ist dabei. Und viel Herz. Auf meine Frage, ob Herr Konrad denn selber überhaupt noch Schokolade essen kann, wo er doch tagtäglich in großen Mengen damit zu tun hat, antwortet er: “Ich LIEBE Schokolade. Und habe das Glück, dass ich soviel davon essen kann, wie ich möchte, ohne zuzunehmen”. Hm, also dieses Gen fehlt mir leider und ein Rezept dafür kann ich euch leider auch nicht geben. Aber wir können dem Herrn Konrad mal ein bisschen zuschauen, was er so alles mit der Schokolade macht.
Für die Praline, der ich bei der Entstehung zuschauen darf, wird zunächst eine Schicht Marzipan ausgerollt und in ein Blech gegeben. Darauf wird eine eine Schicht Fruchtmasse gegossen, die auf einem winzigen Herd erhitzt wird. Dabei dachte ich immer, so etwas wird in riesigen Mengen und mit unglaublich großen Maschinen hergestellt. Das Ganze kühlt ab, wird fest und abschließend mit einer Schicht Schokolade bedeckt. Nach weiterem Abkühlen über Nacht wird die Masse vom Blech genommen und mit einem Drahtschneider, wie man ihn im kleinen Format vom Eierschneiden kennt, in Pralinengröße geschnitten.
Ich folge Herrn Konrad eine Etage tiefer und entdecke eine Maschine, die sich meine Kinder sicher ganz gut in unserem Haus vorstellen könnten. Eine Produktionsstraße mit einem niemals endenden Strom warmer Schokolade, in die die Pralinen nun getaucht werden.
Damit die Praline auch optisch ordentlich was her macht, wird ein florales Muster in die noch warme Schokolade gedrückt. Das kleine Fließband schiebt die jetzt so hübschen Pralinen durch eine Kühlung und am Ende nimmt Herr Konrad sie in Empfang und pinselt ihnen noch einen Hauch von Glitzer auf.
Auch ein paar andere Sorten werden noch an diesem Tag über das kleine Fließband geschickt. Alle liebevoll beobachtet, verziert und sorgfältig verpackt. So finden sie nun ihren Weg zu Frau Schön in den Laden an der Wilhelmstraße oder zu zahlreichen Kunden in aller Welt.
Herr Konrad gibt mir noch eine schöne Schachtel mit köstlichen Pralinen mit, verrät mir aber leider immer noch nicht sein Geheimrezept, wie man trotz übermäßigen Schokoladenkonsum so schlank bleibt. Vielleicht ist es ja gerade WEGEN des täglichen Verzehrs von diesen feinen Köstlichkeiten. Das werde ich jetzt mal ganz selbstlos testen.
Ganz vielen Dank an Jürgen Brand und Rainer Konrad für diese Einblicke in die Confiseriemanufaktur. Es hat mir riesigen Spaß gemacht.
Wer auch mal ins Reich der Schokolade abtauchen will, kann die Chocolateria Kunder in Wiesbaden besuchen:
Chocolaterie Kunder
Wilhelmstraße 12
65185 Wiesbaden
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 9.00 bis 18.30 Uhr
Samstag 9.00 bis 16.00 Uhr