Helden des Tages

In gewissen Abschnitten meines Lebens hatte ich gute Ausreden für meine Schusseligkeit, an der mein Held manchmal verzweifelt. Gut ging für eine Zeitlang immer “Stilldemenz”. Gefolgt von dem Vakuum im Hirn, das ensteht, wenn 3 kleine Mädchen auf einmal “setzsaba” (“jetzt aber sofort, Mama”) Ihre Wünsche mit 300 Dezibel kundtun. Damit kann ich nicht mehr kommen. Die Mädels sind alle Schulkinder, können weitestgehend in vollständigen Sätzen sprechen und müssen nicht mehr nur einfach schreien. Meine Schusseligkeit ist jedoch leider geblieben. Ich habe in meinem Leben schon Schlüssel im Werte von mehreren Hundert Euro verloren, weil ich bevorzugt Schlüssel von kompletten Schließanlagen irgendwo versenke. Auch meinen Ehering habe ich nach mehrstündiger Suche schon einmal aus der Biotonne und einmal aus einem Putzeimer gefischt. Ich habe unseren Familientransporter, der mit Diesel fährt, an einer Tankstelle mit schreienden Kindern im Innern, die unbedingt aussteigen und an der Tanke spielen wollten, hektisch eine volle Ladung Super eingefüllt. Das zum Glück vorm Starten des Motors gemerkt und musste von dort mit einem Riesenabschlepper zur nächsten Werkstatt geschleppt werden. Da wurde für 350 Euro der gute Superstoff wieder abgepumpt.

Ich habe schon Geld aus einem Geldautomaten holen wollen. Steckte zum Schluss meine Karte schön ins Portemonnaie zurück und ging. Ohne das Geld. Das hat sich dann der Mensch genommen, der nach mir Geld ziehen wollte. Ich erspare euch jetzt weitere Geschichten.

Mein Held sieht es inzwischen gelassen. Hatte er bei der Dieselnummer noch leichten Schaum vor dem Mund, reagiert er mittlerweile, wenn ich mal wieder eingestehen muss, das etwas verloren gegangen ist, ganz ruhig und hilft mit, strategisch zu suchen. Heute habe ich allerdings wieder für etwas Nervenkitzel gesorgt. Wie ja schon ein paarmal stolz verkündet, bin ich unter die regelmäßigen Sportler gegangen. 2-3 mal in der Woche schnalle ich mir die Laufschuhe an und beginne den Tag mit einer ordentlichen Runde. Motivationsschub ist mir dabei eine iPhone-App, die meine Kilometer zählt, mir sagt wie schnell ich war, wieviele Kalorien ich dabei verbraucht habe und mir gratuliert, wenn ich ein gutes Wochenpensum hingelegt habe.  Da ich immer wieder vergesse, mir eine ordentliche Armbinde für das Handy zu besorgen, stecke ich das einfach in die Tasche. War also eigenlich nur eine Frage der Zeit, dass ich es irgendwann verliere. Heute war der Tag. Am Ende der Strecke will ich stolz nachschauen, wie gut ich war. Ich greife in die Tasche und das Ding ist weg. Ich laufe also die komplette Runde noch einmal. Nichts. Ich denke, scheiße, jetzt kannst du erst mal dein Handy sperren, hast Gerenne und schlechte Laune. Gehe also zuhause zuerst zum Telefon. Da blinkte schon eine Nachricht. Mein Held suchte mich. Weil ein fremder Mann ihn mit meinem Handy angerufen hatte um zu fragen, ob er wüsste, zu wem denn dieses Handy gehört. Ist das nicht einfach wunderbar?? Da findet jemand mein Handy und macht sich die Mühe den Besitzer zu finden. Ganz genau genommen waren es sogar 2 Helden. Ein Mann, der mein Handy gefunden hat. Der es in seiner Firma an der Rezeption abgegeben hat, mit der Bitte doch zu schauen, von wem das ist. Und der zweite Held, der mich tatsächlich ausfindig macht und Bescheid gibt, wo ich es abholen kann. Also mein Wochenende ist gerettet!!!  Ich habe noch ein Foto gemacht, aber es ist leider viel zu dunkel geworden. Trotzdem, meine lieben Helden: DANKE!!! Was für nette und ehrliche Menschen Sie sind.

Und für meinen Helden: Ich liebe dich, und du hast es schwer mit mir. Manchmal. 🙂
Und ich geh jetzt eine Armbinde für mein Handy kaufen. Versprochen.

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